Thema: Widersprüchliche Symptome und Gefahr für den Körper?

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Widersprüchliche Symptome und Gefahr für den Körper?
04.12.2013 von Bazur

Hallo Leute,

ich möchte vorweg nehmen, dass ich im Regelfall keine Persönlichkeit bin, die sich und sein Lebensinhalt in der Öffentlich darstellt. Allerdings geht es mit meiner Gesundheit zusehens bergab, sodass ich nun sogar für ein halbes Jahr beurlaubt bin. Wenn es so weiter geht, wars das in 2-3 Jahren. Da die Ärzte völlig auf dem Schlauch stehen und nur Symptombehandlung betrieben wird,
bin ich nach möglichen Ursachen meiner physischen Erkrankung, auf dieses Forum gestoßen.
Ich schließe mit der Weile psychosomatische Ursachen nicht aus.

Ich hoffe, es ist Okay, wenn ich euch meine Situation im Detail erläutere, möglicherweise bietet sich so mehr Material zum "auswerten". Das ist eventuell nötig, da meine Gefühlsblindheit eher einseitiger Natur zu sein scheint oder ich einem großem Irrtum unterliege.

Ich bin mit 15 Jahren (heute bin ich 23) von zuhause ausgezogen, unter friedlichen Umständen.
Bis ich volljährig wurde, habe ich in einer Wohngemeinschaft gelebt. In dieser Zeit, war mein Ordnungsbewusstsein total hinüber. Mülltüten im Kleiderschrank haben mich nur dezent gestört.
Ich galt auch vor meinem Auszug, als ein etwas absonderlicher Typ. So hatte ich natürlich regelmäßig mit Auseinandersetzungen bis zu Gewalttätigkeiten zu tun. Ich habe irgendwann eine Taktik entwickelt, mich anders zu geben als ich bin. Ich wurde ein meisterlicher Schauspieler.
Anderer Seits ging mir das Schicksal anderer Menschen recht nahe, ich hatte Probleme mich von anderen Personen zu distanzieren. Ich galt bis dato auch als extrem empathisch.
Seit der WG allerdings, hörte ich auf mich zu verstellen, und plötlich liessen mich die Probleme Anderer emotional kalt. Obwohl ich in der Lage bin, die Gefühle anderer zu definieren und bis ins kleinste Detail zu beschreiben (man könnte es fast eine Begabung nennen), habe ich echte Schwierigkeiten meine eigenen Gefühle zu spüren.

Nach der WG habe ich mein Talent zur Gefühlsdefinierung bei anderen zum Geschäft gemacht und eine sehr gut laufende Lebensberatung eröffnet, welche bis heute in Betrieb ist.

Mit dem 18ten Lebensjahr ging ich meine zweite Beziehung ein. Ich war schockiert über mich selbst. Ich fühlte rein garnichts, ich war die Beziehung eingegangen und hoffte darauf dass das noch werden würde (die Frau, entschuldigung, sah nicht einmal besonders gut aus, so dass ich teilweise sogar schief angeguckt wurde). Da der Vater an Krebs erkrankt war und meine Fähigkeit Mitleid zu fühlen nicht beeiflusst war, blieb ich in der Beziehung.
Ich half sogar die gegebenen zerrütteten Familienbande wieder zu flicken, durch Rethorik, Empathie und Einfühlungsvermögen. Der Vater wurde schnell zum besten Freund. Bis er verstarb.
Am offenen Sarg, spürte ich rein garnichts. Ich stellete fest, dass da ein Toter lag und meinen Forscherdrang musste ich zurückhalten. Er war ein Objekt für mich, wie ein Schuh oder eine Kaffeetasse. Nach dem Tot wartete ich den erstbesten Grund ab, die Beziehung zu beenden. Trotz herzzereissendem Weinen und flehen (sie hat das ganze Haus zusammengejault), spürte ich nichts, ich war nur froh, dass sie endlich aufgehört hatte sich jämmerlich vor mich zu knien...

Später bekam ich eine Infektion im Innenohr, 7 Operationen stand ich durch. Nebenbei versuchte ich meinen FHR-Abschluss zu bewältigen. Selbst mehrere Anläufe reichten nicht aus, meinen körperlichen Zustand zu ignorieren und zu bestehen.
Meine Lebensberatungspraxis hingegen lief mit einer extrem hohen Trefferqoute.
Als ich dann endlich die Operationen bewältigte, begann ich wiederholt mit dem FHR-Abschluss (4ter Anlauf), prompt bekam ich eine Hauterkrankung die 12 Operartionen für sich beanspruchte.
Den Abschluss schaffte ich trotzdem.

Danach bin ich Umgezogen (vor ca 1/2 Jahr) und widme mich nun meiner Gesundheit, weil ich kaum einen Tag ohne Schmerzen oder Unwohlsein durchlebe. Die Ärzte sind Ratlos, wie bereits erwähnt. Ich habe nun eine Empfindung, ich werde langsam sauer. Sauer, weil ich in diesem Zusatnd immer nutzloser werde. Auch meine Praxis geht langsam den Bach runter. Ich habe dieses Jahr bei zwei Klienten daneben gelegen, dass heisst, ich glaube ihre Gefühle zu spüren, aber mein Eindruck ist komplett falsch.

Worauf ich im Endeffekt hinaus will ist folgendes:
Ich fühle meine eigen Emotionen garnicht, esseidenn ich wende höchste Konzentration auf und rede mir förmlich etwas ein. Andererseits, war ich zumindest in der Lage andere Menschen überdurchschnittlich gut zu "scannen".
Neben diesen Erscheinungen treten immer häufiger seltsame physische Erkrankungen auf, welche Chirugisch behandelt werden müssen. Bis auf meine aktuelle Verfassung, Schwindelgefühle, plötzliche Wahrnehmungveränderungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schlaflosigkeit etc etc.
Doch in meinem Kopf finde ich nichts was auf eine Belastungsstörung deuten würde.
Mir fällt nur eben regelmäßig auf, wie wenig bzw keine Reaktionen ich von mir selbst erlebe.

Was glaubt ihr? Handelt es sich um Alexithemie? (Der Fragebogen viel ziemlich stark bejahend aus). Vielleicht versucht der Körper mir seid Jahren etwas zu "sagen", doch ich verstehe ihn nicht.
Andererseits, wieso hatte ich eine überdurchschnittliche Sensibilität für die Emotionen anderer?
Wiederspricht sich das nicht?

Ich bin für jeden Hinweis dankbar. Ich muss schnell auf meinen Körper reagieren, bevor ich ihn auf den Biomüll werfen darf.

MFG Bazur

noch was...
04.12.2013 von Bazur

Beim Durchlesen, stelle ich fest, dass auch meine Rethorik, im Verlauf meiner "unbekannten" Erkrankung ziemlich waschig geworden ist. Ich hoffe ihr seht darüber hinweg.

Antwort auf vorherigen Beitrag
06.12.2013 von Anonym

Hallo,

Handelt es sich um Alexithemie?
Wenn du meinst, ob das die Ursache deiner gesundheitlichen Probleme ist, dann vermute(!) ich:
Nein.

Andererseits, wieso hatte ich eine überdurchschnittliche Sensibilität für die Emotionen anderer?
Wiederspricht sich das nicht?

Das muss sich nicht unbedingt widersprechen. Alexithymie ist ja nicht scharf umrissen, wie z.B. Grippe.
Alexithymie ist ein Begriff für bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die in typischer Kombination auftreten können. Gewichtet mit einem Test, z.B. TAS, gilt jemand ab einer bestimmten Punktzahl als betroffen.

Theoretisch könnten z.B. einige Merkmale extrem ausgeprägt sein, während andere Merkmale überhaupt nicht vorliegen. Deine "Kombination" wäre aber wohl eher selten.

Zudem ist mir nicht klar, ob du die Gefühle Anderer wirklich nachfühlen kannst/konntest, oder ob du von genauer Beobachtung und Analyse gelebt hast.

Seine Gefühle nicht wahrzunehmen, ist natürlich ein Merkmal von Alexithymie. Aber ich lese, oder übersehe, in deinem Bericht nichts von anderen typischen Merkmalen. Oder von den Eigenschaften, die häufig in Verbindung mit Alexithymie gebracht werden. Und warum du bis zur WG scheinbar sehr emotional warst und das in der WG so gekippt sein soll, ist mir ganz unklar. Den Theorien über Alexithymie müsste da ein sehr traumatisches Erlebnis vorliegen.

Ich vermute deshalb, dass die fehlende Wahrnehmung deiner Gefühle die Folge einer anderen Ursache ist. Evtl. die gleiche Ursache, die auch deine gesundheitlichen Probleme verursacht. Aber nicht die eigentliche Ursache.

Rein ins Blaue spekuliert liegt der Schlüssel vielleicht in den Gründen, warum du regelmäßig mit Auseinandersetzungen bis zu Gewalttätigkeiten zu tun hattest? Sind deine derzeitigen Probleme evtl. eine andere Reaktion darauf? Denn so natürlich finde ich das nicht.

An deiner Stelle würde ich mal eine der Definitionen von Alexithymie und die abgeleiteten Merkmale durchgehen und an- bzw. abhaken. Du bekommst dann ein Gefühl, wie stark due evtl. betroffe sein könntest. Ergänzend such den TAS im Netz und fülle den mal aus.

Grüße

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